USA Reise März 2008

…Die Erfüllung eines Traums

Oder 10 Hog’ies des Isartal Chapter erleben Arizona, USA

 

 

Bild+Text: Karlheinz Wedhorn

Nach einer knapp einjährigen Planung war es Anfang März 08 endlich soweit: wir verließen mit Schneegestöber München und landeten nach 12 Stunden Flug im warmen Phoenix.

Hier wurden wir von Elfriede und George empfangen und hatten so schon den ersten Tipp wie wir wohl am besten und billigsten zu unseren Hotel nach Scottsdale kommen. Die ersten Eindrücke der Stadt, vor allem die der mehrspurigen Straßen ließ uns vielleicht das Bikerherz etwas in die Hosen rutschen, aber noch saßen wir sicher im Taxi und konnten die 20 Minuten rasanter Fahrt genießen. Unser Hotel mit Pool und großzügigen Zimmern sollten wir erst am nächsten Morgen so richtig entdecken. Denn nach dem Mahl a la Mexican Food mit den ersten US Style Beer, träumten wir in unseren King Size Betten von Highways und Landschaften, von denen wir jetzt nur noch wenige Meilen getrennt waren.

Der nächste Tag empfing uns mit strahlenden Sonnenschein und 20 Grad wobei das Thermometer noch auf weitere 30Grad während der Tour klettern sollte. Keiner von uns wagte es auch nur einen Gedanken an das kalte Deutschland zu verschwenden.

Chester’s Harley Store war natürlich unser großes Ziel nicht nur um unsere Bikes in Augenschein zu nehmen, sondern auch um die Ausrüstung mit einigen T-Shirts, Sonnenbrillen, Boots, etc zu vervollständigen (diese Anwandlung von extremen Geldausgaben sollte sich als Power-Shoppen in unseren Reise-Jargon niederlegen). Eine Road Glide, eine Road King, zwei Heritage Softtails, eine Sporster und vier E-Glide Standarts, jeweils mit Koffern, Gepäckträgern und kaum Meilen auf den Tachos, warteten nun darauf mit uns das große Abenteuer zu starten.

Hier sei ein großer Dank an Niki und Anne von Harley Davidson ausgesprochen, die unser Fly & Ride Programm koordinierten, buchten und ermöglichten. Mit diesem Programm kommt die Harley Davidson Motor Company ihren Harley Owners Group Members wirklich mit großzügigen Leihoptionen entgegen.

Nach dem Beladen der Bikes und dem ersten Start, blubberten die Harleys im tiefen US-Bass den Straßen von Phoenix entgegen. Für Europäer sei nur kurz bemerkt: es ist alles merklich größer, länger und weiter. So sollten wir auch unser erstes Tagesziel am späten Abend erreichen. Zuerst kämpften wir uns jedoch aus dem Moloch Phoenix hinaus auf die Landstraße, dem Apache Trail, an dem die Geister- und Westernstadt Goldfield von vergangenen Zeiten erzählte. Die Freudenmädchen und natürlich der Sheriff hatten hier ein besonderes Auge auf die bayerischen Gesetzeslosen geworfen. Doch der leere Magen trieb uns weiter zum Ausflugsrestaurant Tortillia Flat, wo Thomas für 3 Uhr einen Tisch reserviert hatte.

Dies sollte sich als eine Besonderheit herausstellen, nicht nur, weil wir diesen Tisch ein halbes Jahr zuvor, ohne zu wissen ob wir den Termin einhalten könnten, gebucht hatten. Doch mit knapp 15 Minuten Verspätung saßen wir im Restaurant und renkten uns die Kiefer, an den riesigen Hamburgern aus.

Unser eigenes Augenmerk lenkten wir jedoch eher auf die Bilder von den Cowboys und Goldgräbern an der Wand und bemerkten freudig, dass uns von der Tapete ein berühmter Amerikaner beobachtete: an die Wände haben nämlich sämtliche Gäste unterschriebene und signierte Ein-Dollar Noten aufgehängt, die alle das bekannte Gesicht George Washingtons zeigen. Nachdem wir uns noch selbst verewigten ließen wir uns sagen, dass der Schätzwert der Tapete bei rund 35000$ beträgt- wer möchte da nicht beim renovieren helfen?

 Gut gestärkt sattelten wir wieder unsere Harleys und ritten durch eine bezaubernde Landschaft auf den Siedler Trail. Die ersten Saguaro Kakteen wiesen uns mit ihren Armen den Weg in den Süd-Westen. Und plötzlich fanden wir uns gefangen in den Armen der Amerikanischen Ureinwohner: Apache Trail! So heißt er der Trail, an dessen Ende eine Staubpiste erster Sahne, Gefälle mit Wellblech und Spurrinnen, die Reise aufs Schritttempo verlangsamte. Doch unsere Pferde (immerhin Weltkriegserprobt und auf der Gewinnerseite) ließen uns nicht in Stich. Auch fehlten die Brandpfeile der Indianer, mit denen früher Planwägen in Brand geschossen wurden um Reisende zu stoppen. Wir jedenfalls erreichten den Roosevelt Dam und damit wieder eine zivilisierte Straße, auf der wir um wieder Zeit wettzumachen, etwas flotter nach Globe fuhren. Der einsame Wolf, der in der Dämmerung unschuldigen Opfern auflauerte, wurde frühzeitig erkannt und schoss mit seiner Laserkanone ins leere.    

Wir freuen uns und fielen nach einem reichhaltigen Mahl mit Steaks und leckeren Bier ins gemachte Motel 6 Bett.

Mit Pancakes, Ahornsirup und reichlich schwarzen Wasser gestärkt, ging es entlang der 77 nach Tucson weiter. Bei einem Erfrischungsstopp im Nirgendwo, an einem dieser vielen selbstgezimmerten Class 6 Stores, erfuhren wir, dass ganz in der Nähe (80mil) ein Rodeo stattfindet. Na wenn das nicht nach Abenteuer Wild West riecht! Nach knapp 2 Stunden durch die flache Kakteenwüste, rechts und links nur einzelne Hütten und „Steakhaltern“ (Rinder), erblickten wir die aus dem Nichts erscheinende Arena aus Gittern und Stahl, mit einer Wagenburg von Pferdeanhänger, 4x4 Trucks und Wohnwägen.

Überall hantierten die Cowboys und Cowgirls am Zaumzeug, Sättel und Lassos und der helle metallische Klang zahlreicher Sporen, die im Sand schleiften war zu hören. Eine blecherne Lautsprecherstimme ließ erkennen, dass das eigentliche Rodeo schon längst am laufen war und Applaus wie Anfeuerungsrufe aus den Rängen ließ auch uns Platz nehmen, um den Treiben zuzusehen. Klack! Wieder sprang ein Eisengatter auf, aus dem ein Kälbchen losrannte, verfolgt von einem Cowboy, der mit den tief in die Stirn gedrückten Hut sein Lasso schwang, es vorschnellen lies und die Schlinge zielsicher um den Hals des Kalbes legte. Spätestens jetzt zeigte sich, dass Pferd und Reiter mehr als nur ein eingespieltes Team sind. Denn kaum war Zug am harten Seil zu spüren spreizte sich das Quarter Horse in den Sand, während der Cowboy, schon längst aus den Sattel gesprungen, das gefangene Tier umwarf, um es mit einer schnellen Seilschlinge an den Läufen zu fesseln. Teilweise unter 7 Sekunden dauerte dieser Ablauf, dessen Harmonie und Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd von Applaus und hohen Punktzahlen honoriert wurden. Wenig beeindruckt zeigten sich dagegen die Kälber, die ihren Job darin sahen nicht erwischt zu werden.

Waren wir anfangs noch von den Spektakel geblendet so wurden uns spätestens beim Zureiten der Wildpferde die Augen geöffnet. Hier wird jeder Hengst wild. Denn den Tieren werden die Eier  abgeschnürt und mit dem Sattel verbunden, sodass sie bei jedem Sprung noch mehr schmerzen. Da erfüllt es einen fast mit Freude, wenn die „harten Burschen“ im hohen Bogen in den Sand fallen. Als sich dann auch noch eins der Pferde das Rückgrad gebrochen hatte, hatten wir genug von der Veranstaltung und machten uns mit der schon tief stehenden Sonne auf den Weg nach Tucson.

Ein straff geführter Tagesplan war nötig, um hier einige der Sehenswürdigkeiten zu erleben. Angefangen mit den Saguaro Kakteen, die als Riesen von den Hügeln aus auf die Stadt blicken. Schade, dass sie nicht reden können, denn sie standen schon da, als Tucson noch nicht einmal in der Fantasie des weißen Mannes geplant oder gebaut wurde. Wie viele Apachen mochten an ihnen vorbeigezogen sein? Von uns jedenfalls erhielten die Grufties der Wüste den nötigen Respekt und mit zahlreichen Foto missbrauchten wir die Methusalems als Hintergrund für das Gruppenbild der Jungspunde. Betagte Technik gab es im Pima Air-Museum zu sehen,  in dem neben der Weltkriegsbomber B-17 auch Kennedy’s Präsidentenmaschine geparkt wurde, Kampf –Jets, Transporter und Hubschrauber füllten das riesige Areal.

San Xavier del Bac, die spanische Missionskirche, leuchtete regelrecht in der Abendsonne und kurz vor den Schließzeiten konnten wir uns noch an dem herrlich verzierten Kirchenschiff erfreuen. Geschnitzte Details verschmolzen mit den bemalten Wänden. Eine Tiefe ließ den Raum noch größer erscheinen, dessen Abschluss die Rundkuppel bildete. Bedenkt man, dass die Kirche vornehmlich aus weiß getünchten Lehmziegel besteht, so waren die damaligen Baumeister sicherlich genauso gefordert wie die heutigen Arbeiter, welche dieses historische Gebäude laufend renovieren.

Der scharfe Geruch von Whiskey, billigen Bier,  Pulver und Blei hing in Tombstone schwer in der Luft. Die Musikboxen dröhnten auf die Hauptstraße und in den Saloons sind es auch heute noch leicht bekleidete Damen, die das begehrte kalte Bier aus den antiken Zapfhähnen in die Plastikbecher füllten. Doch bis wir diese berühmte Heimatstadt von Doc Holiday und Sheriff Wyatt Earp mit er noch berühmteren Schießerei im OK Corral erreichten, hatten wir etliche Fahrstunden im eigenen Sattel vor uns. Die abwechslungsreiche Straße durch Weideland, gefolgt von Fels - und Bergformationen, bis hin zu den kargen Landstrichen mit Büschen und Yuccas, ließen in uns die Neugier auf eben diese Stadt der Outlaws wachsen. Weit weg von Gesetz und Ordnung, und doch war es gleich der Sheriff, der uns auffiel, als wir dieses verschlafene Nest erreichten. Die Hauptstraße als Nabel der modernen Zeit trennte dann schließlich auch mit einem schwarzen Teerband die Stadt. Denn kaum hatten die Biker Boots den Staub der unbefestigten Altstadtstrasse aufgewirbelt, fand man sich eben in dem Teil Tombstones wieder, der in zahlreichen Filmen gezeigt wird. Revolverhelden mit breitkrempigen Hüten, deren tiefer Schatten die Reaktionen im Gesicht verbirgt, die wehenden Staubmäntel geben nur für Bruchteile von Sekunden das schicksalhafte Geheimnis Preis, die schweren Colts mit denen hier die Bösewichter auf Zeit den Touristen die Zeit von vor 120 Jahren vorgaukeln.

Ach ja, echte Cowboys ritten zu dieser Zeit mit ihren Pferden in den Saloon um sich an der Bar zu erholen. Das wir als waschechte Biker natürlich mit unseren Harleys gleichtaten und Big Nose Kathy’s Saloon so zu unseren HOG Saloon ernannten.

Tolle Steaks, viel Spaß mit den einheimischen Viehtreiben ließen uns regelrecht die Zeit vergessen. So Sattelten wir am nächsten Morgen auf, um quer zurück auf der I 10 in Richtung Lake Havasue zu fahren. Nach einem riesigen Stau in Phoenix an dem wir Illegalerweise an der Standspur vorbei fuhren um wenigstens etwas unseren Motoren die nötige Abkühlung zu verschaffen, erreichten wir Wickenburg, ein verschlafenes Nest mit Qualitäten zum Powershoppen wie später zahlreiche Einkaufstüten zeigten. An diesem Abend war essen in einer Mexikanischen Cantina angesetzt und neben leckeren Fajetas und Tortillas nutzte auch die heimische Presse mit Bildern der Biker aus Bavaria die Werbetrommel für mehr Tourismus in Wickenburg zu rühren. Wir genossen noch den gemütlichen fast verschlafenen Flair der letzten realen Wild West Town, denn am nächsten Tag erlebten wir das moderne Amerika in einer der sicherlich Partyhochburg Lake Havasue.

Doch auf den Weg dorthin hatten wir natürlich mit Spring Break gerechnet. Wir wussten nur, dass wir hier Powerboot fahren wollten und Xaver sich so seinen lang ersehnten Wunsch erfüllen konnte. Auf der 60iger, 72iger und 95iger konnten wir mal wieder Landschaft pur erleben: die fernen Berge, die Arizona wie ein großes Tal umfassen, dazwischen die Holzhuetten, Reststops und natürlich die Tankstellen, an denen die Gallone mit 3.50 $ noch immer einen Traumpreis gegenüber Deutschland darstellte. Allerdings waren die Zapfpistolen mit Vorsicht zu genießen, denn immer wieder schoss das kostbare Nass mit hohen Druck in den Tank, das so manche Fontaine einfach nicht verhindert werden konnte. Von der Technik selbst ganz zu schweigen, irgendwie suchten wir gerade hier das fortschrittliche Amerika und fanden es nicht.

Lake Havasue, selbst liegt nach bizarren schwarzen Felsen in einer Talsenke in der sich der angestaute Lake mit seiner blauen Farbe weit in die Seitentäler ergießt. Überspannt wird das glitzernde Band an seiner engsten stelle von der London Bridge, die wahrlich majestätisch den Stadtkern umspannt und so Kultur der besonderen Art in die sonst instabile amerikanische Bauweise bringt. Doch diese beschauliche Ruhe wurde schnell von den hämmernden Beats am Strand und See gestört. Hier machte sich gerade die Jugend für die nächtlichen Partys bereit. Xaver dagegen bekam leuchtende Augen als er die hochglanzpolierten 400, 800, 1600 PS starken Powerboote sah, die mit tanzenden Bug über das Wasser schossen, nun auch wir wagten am nächsten Tag den Teufelsritt, Xaver war natürlich Kapitän, Steuermann und Kind in einem und mit einen breiten Grinsen lies er das Boot auf den Schaumkronen der Wellen tanzen unsere Bandscheiben dankten so manchen harten schlag. Da sehnten wir uns doch wirklich nach den weichen Sofakissen unserer Harleys. Hab ich schon erwähnt, dass es auch an diesem Abend Steaks zur Stärkung gab? Na ja, die brauchten wir auch. Denn am nächsten Tag ging es über die Grenzen Kalifornien und Nevada nach Las Vegas. Hier hatten wir übrigens trotz Wochenende unser billigstes Motelzimmer mit knapp 50$ (geteilt durch 2). In der Stadt, die garantiert nie schläft, ließ es sich super wohnen. Nach dem Stop and Go Drive durch den Vegas Strip zogen wir es dann doch vor die Bikes am Motel zu lassen und zu Fuß die Spielhöllen, Phantasiebauten und Glitterbolevards zu erkunden. Außerdem war mal wieder ein Pitcher fällig (neben Powershopping) ein weiteres Unwort, das nicht weiter artikulierte - Hallo Ich will jetzt mit meinen Freunden einen saufen…..(dazu hätte ich jetzt auch Lust ...hey „Leute PITCHER“….. )-, ja gesellig war es in den Harley Davidson Cafe Diner zu sitzen mit Steak und Bier…..einfach schee wiea da Bayer sagt. Ins Hofbräuhaus gingen wir nicht. So groß war die Sehnsucht nach der fernen Heimat ja dann doch nicht. Im Gegenteil, wer will schon Sonneschein und T-Shirt Schönheiten mit Schneeschauern und Wolljanker tauschen?

Nach Vegas rief uns die legendäre Route 66, und im nachhinein muss ich sagen, dass die großen Erwartungen in die Traumstraße doch nicht erfüllt wurden, obwohl man sich die ehrlich Frage stellen muss, welche Erwartung hab ich denn in die Strasse gehabt?

Die geschönten Postkarten in den Reiseführern, die Neonreklamen die über den allerorts herrschenden Zerfall hinweg täuschen, wie wir in Seligmann feststellten, als man vor dem rostbraunen SnowCupMobil stand und entlang der Main Route verfallene und geschlossenen Läden vorfand.  Die Erwartungen wurden erfüllt, wenn man auf einer Straße fahren wollte, die ein wunderbares landschaftliches Gebiet erschließt, Berge, Hügel, Weideland, gepaart mit Hausruinen, abgewrackten Tankstellen in 40iger und 60iger Style, wieder aufgeputzten Orten wie Kingman, Wilslow und Flagstaff, die sich schon lange unabhängig von der Route 66 weiterentwickelt haben.

Für uns war die Route aber auch das kurze treffen anderer Harley Fahrer, das „Blow Your Horn“ der entgegenkommenden Truker, oder auch nur der harte Seitenwind wenn wir mal wieder von einen „was weiß ich wie viel Tonner“ überholt wurden. Die Route bedeutete aber auch, dass wir 6 Minuten vor der geschlossenen Bahnschranke verbrachten, weil gerade einer der sehr, sehr, sehr kleinen Güterzüge durchfuhr und zählte man anfangs noch voller Begeisterung die einzelnen Wagons, so gaben wir meist bei 50 oder 60 genervt auf .

Doch die Route ist auch die Straße des Ziels. Waren es in den 20igern die Arbeitssuchenden so brachte uns die Straße bis kurz vor den Grand Canyon, mit dem wir in das Indianerland eintauchten. Das „Große Loch“, wie es ein Einheimischer nannte, raubte uns die Vorstellungskraft: zerklüftete Felsen, die aus den Tief herauswuchsen, unbeschreibliche Farben, die in den Erdschichten gebunden die Entstehung unserer Welt reflektieren. Klein, sehr klein kamen wir uns da vor und beobachtete man auch die Stimmung in den Gesichtern der anderen Besucher, so kann man sagen: auch Sie waren von diesem Einblick in den Grand Canyon gerührt.

Mit etlichen weiteren Stopps festigten wir die Eindrücke und keine 20 Meilen weiter tauchten wir in die weite Landschaft der Navajo Indianer ein. Die Ponys, schon lange gegen Jeeps getauscht, suchen ihre wachen Augen noch immer den Horizont nach Eindringlingen ab, die auch zahlreich kamen, bewaffnet mit Kreditkarten und Kaufrausch nach meist überteuerten Indian Stuff. Wir selbst beließen es bei einigen Patches und sogen locker auf den Bikes sitzend die Seele der Landschaft mit jeden Atemzug ein. Bizarre Tafelberge und dazwischen Wildpferde, welche hier allein noch mit den Harley Bikern die grenzenlose Freiheit genossen. Die Tagestour führte uns durch Monument Valley zum „Mexican Hat“, an die in Bronze gegossene Plakette des Four States Corner. Hier treffen sich New Mexico, Utah Arizona und Clorado. Drei Dollar Eintritt, dass war uns der Spaß wert und mit Indianischen PowWow wurde der Grenzpunkt umtanzt. Allerdings hatten wir auch hier den Nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht mit jeder Meile gegen Süden kamen wir wieder unseren Ausgangspunkt Phoenix entgegen und jetzt rannte uns auch die Zeit davon. Mochte es an dem wieder zunehmende Verkehr gelegen haben oder die wieder mehr zivilisierten Städte, die uns das Gefühl gaben, dass dieTage jetzt wie im Flug vergehen.

Doch wir genossen noch die Bergstraßen zwichen Flagstaff und Sedona über Jerome bis hinunter nach Prescott, der Ausgleich für die meist geraden Straßen, die wir bisher erlebt hatten. Denn wer behauptet in Amerika werden nur Straßen gebaut, die mit dem Lineal am Reißbrett gezeichnet wurden. Dem können wir getrost wiedersprechen. Ob weit, eng oder gar Haarnadelkurven, alles hatte dieser Bergpass zu bieten. Gepaart wurde dieser nie enden wollende "Kesselberg" von grandiosen Aussichtsplattformen, die einen Blick auf die geniale Landschaft in Ruhe und Entspannung erlaubten. Doch zurück zu unseren letzten Städten der Tour. Leute, macht in Flagstaff die Nacht zum Tag oder schlaft nicht in der Innenstadt! Denn der alle 10 Minuten vorbeirauschende Zugverkehr ließ uns selbst bei geschlossenen Fenster kein Auge zumachen. Bei dem Kneipen-, Bar- und Saloonangebot braucht man auch keinen Schlaf. Allerdings sollte man ein Country Fan sein, obwohl die Songs gespielt von Livebands mit ihren Powercords den Rock Bands in nichts nachstanden.

Getanzt wurde natürlich auch, dass die Cowboy Boots nur noch so über die Tanzfläche flogen. Jerome, das, einem Adlerhorst gleich, auf einen Berghang gebaut wurde, war früher für seine Kupfermienen bekannt. Später zogen Künstler in die malerische Kulisse und neben den Ateliers entstanden Straßencafes, die auch heute die Touristen zum verweilen einladen. Der Saloon selbst war fest in der Hand der Biker. In einer Reihe geparkt, blitzen die Bikes um die Wette und wir fragten uns immer wieder, wie das die Jungs und Maedels nur hinbekommen, bei all den Staub, der hier überall aufgewirbelt wird. Übriges ganz brav mit Coke oder Wasser wurden hier die Kehlen befeuchtet. Denn viele der Biker wollten, wie wir auch, noch auf die Road und die Passstraßen genießen. Unser vorletzter Stopp hieß Prescott, das die typische amerikanische Kleinstadt wiederspiegelt. Bürger, die in den sauber aufgeräumten Parks flanierten oder ihre Picknickdecke ausgebreitet haten, durchsetzt von den landestypischen Trachtlern, die im Gehrock oder Uniform der Konverderierten den Sonntagsspaziergang abhielten. Man kam sich vor wie im Film. Für die passende Kulisse ist in Prescott auch gesorgt: hier befindet sich nämlich gleich am Stadtkern eine Straße mit Häusern im Victorianischen Stiel, die mit Türmchen, Terrassen Erkern und Balkonen den hiesigen Schreiner sicherlich alles an Kunst und handwerklichen Können abverlangt hatten, während auf der anderen Seite die Wiskey Row den wilden Teil der Stadt zeigt. Noch heute zischt man hier gern mit tiefheruntergezogenen Stetson sein Bier. Wir verbrachten den letzten Tag mit Steaks, Pitcher und Powershoppen.

Leider tourten wir am nächsten Tag die letzten Meilen nach Phoenix. Zum Abschluss fuhren wir auf den Szenicdrive von Mesa, um auf den sanft ansteigenden Hügel zu stehen und mit einem letzten Blick über Saguaro Kakteen und dem weiten Tal, in dem Phoenix liegt, Abschied zu nehmen. Von einer grandiosen Landschaft. einer Sonne, die uns in den drei Wochen nie in stich gelassen hatte und von Eindrücken, von denen wir noch lange erzählen werden.

Mit 2300 Meilen mehr auf den Tacho wurden die Bikes wieder von Anne in Empfang genommen und der Shuttle Bus brachte uns zurück ins Hotel.

NaJa. Schließlich hieß es dann um drei Uhr aufstehen, bei 25 Grad Einchecken und nach vielen Stunden Flug Ankunft in München mit -5Grad und 40cm Neuschnee.

Karlheinz Wedhor

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