Highway to Wolfegg

Free Willi Run 2002

Bild+Text: Ralf Lehmann

OK, zugegeben: die grandiose Idee, ein Tipi zu mieten, kam von mir.

Vermutlich litt ich zum damaligen Zeitpunkt an einer Überdosis Indianerfilmen. Allerdings hatte es in diesen Filmen nie geregnet (wer hat schon mal Winnetou im Regen gesehen, ich nicht), was man in unserem speziellen Fall wohl eher nicht behaupten kann.

Aber von Anfang an: Unsere Anreise könnte man als Sternfahrt in umgekehrter Richtung bezeichnen – eine Sternfahrt von hinten sozusagen (wehe dem, der Falsches denkt).

Wolfgang: genannt Gadhafi, Hans Bieli: unser Schweizer Adoptiv HOG-Chapter Mitglied, bekannt als Bieli der Schreckliche, was wohl an seinem Fahrstil liegt, und ich, Ralf: der Seriöse aus dem Film: Nicht ohne deine Tochter, starteten pünktlich um 10:00 Uhr von Lörrach aus in Richtung Innenstadt (immer noch Lörrach). Nach einer erschöpfenden Fahrt von ca. 500 m wurde erst einmal eine Rast im Gasthaus Wilden Mann (welch treffender Name für uns verwegene Gesellen) eingelegt. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann „On The Road“ durch den schönen Schwarzwald in Richtung Wolfegg.

Penzi startete zeitgleich von Tölz aus und so trafen wir uns dann so gegen 16:00 Uhr auf dem Eventgelände in Wolfegg. Das Wetter meinte es alles andere als gut mit uns. Nachdem wir uns ausgiebig begrüsst hatten, zischten wir zu aller erst ein Paar Bierchen hinter die Kehle.

Danach hiess es: Einzug in unser Tipi (Helau!). Zugegeben, die ersten zwanzig Minuten war es noch ganz lustig. Doch kaum hatten wir es uns in unserem Indianerzelt gemütlich gemacht, fing es an zu regnen. Und wer hätte gedacht, dass diese elendigen Tipis nicht wasserdicht sind? Tja, shit happens.

Doch wir liessen uns nicht beeindrucken und verlagerten unseren Aktionsradius in den White Rabbit Saloon, sponsored by Jack Daniels - der Absturz war vorprogrammiert. Hätten wir  gewusst, dass Jack Daniels ein alkoholhaltiges Getränk ist, wäre wohl alles anders gekommen. Zwischenzeitlich war auch Yusuf (alias Sepp, der Unbeugsame) zu uns gestossen und somit war das Team perfekt. Die bedauerliche Tatsache, dass der besagte Saloon lediglich nur diesen einen Tag geöffnet war, lag vermutlich daran, dass, mangels Nachschub am nächsten Tag, der Laden dicht gemacht wurde. Das musikalische High Light im grossen Festzelt war an diesem Abend die Rockgruppe Manfred Mann´s Earth Band, ein echter Knaller. Let the good old time roll. Diese erste Nacht endete dann auch so wie sie enden musste - im Koma.

Am nächsten Morgen  ging es erst mal zum Katerfrühstück. Gott sei Dank war das Wetter mittlerweile etwas besser als tags zuvor. Und der ein oder  andere weiss bis heute noch nicht, wie er es geschafft hat, in der Nacht zuvor in unser Tipi zu gelangen.

High Noon - Das Eventgelände ist mittlerweile gut gefüllt und eine Vielzahl von leckeren Köstlichkeiten wurden an den verschiedenen Buden und Ständen angeboten. Welch weiser Mann hat wohl dafür gesorgt, dass sogar Rollmöpse angeboten wurden - für uns genau das Richtige. Den ganzen Tag über wurde den Gästen ein vielfältiges Programm angeboten.

Und endlich, am Abend war es dann so weit - Table Dance !!!

Nix wie rein in den Sündenpfuhl (natürlich gut getarnt) einen Drink ordern und warten, und warten, warten......warten (gähn). Ha! Dann kam dann doch die erste Puppe, ein Raunen ging durch die Menge. Ich gebe zu, dass ich schon an verschiedensten Harley-Treffen nicht der Versuchung widerstehen konnte, solche Örtlichkeiten aufzusuchen.

Aber das, was uns hier geboten wurde, war die Krönung! Table-Dance für Arme. Wäre der Gerichtsvollzieher hinter der Bühne vorgesprungen und hätte uns gepfändet, wäre vermutlich keiner von uns erstaunt gewesen. Penzi zückte auch gleich mehrere Willi-Dollar und sagte dem Mädel: „Kauf Dir was zum Anziehen“ - wie recht er nur hatte. Es regnete Geldscheine.